Der Lübecker Markt im Spätmittelalter
Der Lübecker Markt im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Beobachtungen zu Wahrnehmungsweisen, Baustrukturen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen, Teil 1: Der Markt in Stadtbeschreibungen und Reiseberichten“, in: Lübeckische Blätter H. 3, 161. Jg., 3. Febr. 1996, S. 37- 40. (Wiederabdruck in: Denkmalpflege in Lübeck 2: Zehn Jahre Weltkulturerbe, Lübeck 1997, S. 76-97)
Einführung
Im Vorfeld der Planungswettbewerbe zum Um- oder Neubau der Post auf dem Lübecker Markt sind 60 Reiseberichte und Stadtbeschreibungen der Zeit von 1400 bis 1900 untersucht worden. Der Markt findet in ihnen erstaunlicher Weise so gut wie keine Erwähnung und Darstellung. Im 19. Jahrhundert mehren sich die Zeichen dafür, dass man die ins Mittelalter zurückreichende Bebauung mit Fachwerkbuden und Häusern nicht nur auf dem Markt, sondern in der gesamten Stadt als Zeichen des kulturellen und wirtschaftlichen Verfalls interpretierte. Als „echt gotisch“ und „hanseatisch“ wollte man nur noch die steinernen Giebelhäuser anerkennen. Im Einklang mit dem Modernisierungswillen wurde 1884 der Westriegel des Marktes abgebrochen und durch eine neugotische Post ersetzt. Einer der Wortführer der Bewegung war Senator Thomas Johann Heinrich Mann, der Vater der Dichterbrüder.