Eine Freundschaftstasse

Eine Freundschaftstasse, zwei junge Lübecker und eine romantische Dreiecksgeschichte
Vortrag aus Anlass des 250. Geburtstages des Dichters Schmidt von Lübeck, in: Der Wagen 2016, Seite 112 – 133.

Im Sammlungsbestand des St. Annenmuseums befindet sich eine Tasse mit einem Porträt des Dichters Schmidt von Lübeck (1766-1851) und eine Untertasse mit folgenden zwei Strophen:

So hat der Zufall mich gemacht
Dieß die Geberde, dieß die Tracht
In meinen spätern Jahren.

Doch was ich still geweint, gelacht
Was ich gestrebt, gefehlt, gedacht
Wird nie die Welt erfahren.

Wem die Objekte gehörten, wer sie dem Museum zueignete, ist unbekannt.Spekulationen verbieten sich.
Bekannt aber ist, dass Johann Philipp Schmidt als Student sich in Jena in Sophie Mereau verliebte und mit ihr eine spektakuläre Reise unternahm. Sie war unglücklich verheiratet mit einem Archivar Mereau und hatte Kinder mit ihm. Sophie aber liebte einen anderen Lübecker, den Bumellanten und Bruder Leichtfuß Johann Heinrich Kipp. Kipp zog sich von Sophie Mereau zurück und tauchte ab in Lübeck. Georg Philipp Schmidt, dem sich nach dem Studium ein Karriereweg in seiner Heimatstadt öffnete, hielt sich fortan fern von der Stadt. Er wurde Direktor der dänischen Nationalbank in Altona und nannte sich hinkünftig Schmidt von Lübeck. Zur Begründung schrieb er an seinem Lebensabend: „Der Verfasser hat seinen Dichtungen einen von seiner Vaterstadt bezeichneten Namen vorgesetzt und ist unter demselben hie und da bekannt geworden. (…). Bei der Allgemeinheit seines Familiennamens innerhalb und außerhalb der deutschen Literatur wird der Zusatz des Geburtsortes am leichtesten vor Verwechslung schützen. Auch gesteht er gerne, daß eine kleine Herzensangelegenheit mit seiner artigen Heimat mit im Spiele ist…“
Haben Schmidt und Kipp sich getroffen, ausgesprochen und eine stille Verabredung getroffen? Gab es einen Vorfall, einen Streit: Wer liebt sie mehr, wer ist ihr näher?
Der Beitrag in der Zeitschrift „Der Wagen“ ist die Wiedergabe eines Festvortrages zum 250. Geburtstag des Dichters am 1. Januar 2016. Er sucht Antworten auf viele Fragen in dieser Angelegenheit, die nicht ohne literaturgeschichtliche Bedeutung ist. Schmidt ist der Verfasser des von Franz Schubert vertonten Gedichtes „Wanderers Nachtlied“; dessen erste Fassung den Titel  „Der Wanderer“ trägt. Das Gedicht glit als ein Hauptzeugnis der literarischen Romantik in Deutschland. Sophie Mereau trennte sich von ihrem Mann im Frieden und heiratete nach fünf Jahren Clemens Brentano.